Trocken dank Fallschirm

Der Gewerbeverein hat das Regenproblem dieses Jahr auf kreative Art und Weise gelöst.

Von Marcus Moeller

Prost auf den Fallschirm: Carolin Simon, Sven Wolf, Mathias Voigtländer, Mike Isendahl und Juliane Scheder vom Gewerbeverein.
Prost auf den Fallschirm:
Carolin Simon, Sven Wolf, Mathias Voigtländer, Mike Isendahl und Juliane Scheder vom Gewerbeverein.

© Dietmar Thomas

Leisnig. Sonnabend – 17 Uhr in Leisnig. Das Weinfest beginnt – und pünktlich zum Start setzt auch ein Regenschauer ein. So wird es den ganzen Abend lang gehen – mal stärkerer Regen, mal schwächerer. Doch das ist kein Problem – für dieses Jahr hat sich der Gewerbeverein Leisnig mit einer kuriosen, aber effizienten Idee auf die Launen des Wetters eingestellt: Über dem kleinen Festgelände ragt ein großer Fallschirm. Es handelt sich um einen ausrangierten NATO-Fallschirm, den der Gewerbeverein günstig erstehen konnte. Künftig soll er die Leisniger beim Weinfest vor dem Regen schützen – und zum Einstand bewährte er sich sogleich einmal mit Bravour.

Der Regen war allerdings nicht der einzige problematische Umstand, mit dem sich Sven Wolf und seine Kollegen vom Gewerbeverein in diesem Jahr auseinandersetzen mussten. Das Weinfest hätte eigentlich bereits vor zwei Wochen stattfinden sollen – doch der tragische Vorfall am Abend des 16. September verhinderte es. Das Weinfest war bereits vorbereitet, als ein 53-Jähriger auf dem Marktplatz Opfer einer Messerattacke wurde und noch im Krankenhaus starb.

„Freitagnacht bekam ich einen Anruf“, sagt Sven Wolf. Zu diesem Zeitpunkt sei noch unklar gewesen, was genau geschehen war. Nach einigen Rundmails, einem Krisentreffen und einer Telefonkonferenz mit Bürgermeister und Polizei der Stadt Leisnig am nächsten Morgen war allerdings recht schnell klar, dass das Weinfest ausfallen müsse. „Die Frage war nun für uns: Lassen wir das Weinfest ganz ausfallen oder verschieben wir es?“, sagt Sven Wolf. Man könne natürlich in so einer Situation, in der Stadt und Umgebung in Schock versetzt sind, nicht sofort zur Tagesordnung übergehen. „Das braucht etwas Zeit.“

Nun aber ist das Weinfest da – und es hilft der Hinterbliebenen mit Taten. Den ungarischen Städtepartnern, die vor zwei Wochen wieder abreisten, kaufte man ihren Wein ab – der mit ihm gemachte Erlös wird an die Hinterbliebene gespendet. Zusätzlich sucht der Gewerbeverein Leisnig Sponsoren zur weiteren Unterstützung.


Verein verbucht Leisnigs Weinfest als Erfolg

Gute Umsätze trotz Termin-Verschiebung und Regens

VON STEFFI ROBAK

LEISNIG. Das diesjährige Weinfest von Leisnig war in vielerlei Hinsicht ein Fest der kleinen Erfolge - das zeigt das Resümee, das Sven Wolf vom Gewerbe- und Verkehrsverein zieht. Wegen eines tödlichen Gewaltverbrechens um zwei Wochen auf das erste Oktoberwochenende verschoben, musste in einigen Belangen umdisponiert, zum Beispiel eine andere Band gefunden werden. Statt der zunächst geplanten, zwei Wochen später jedoch anderweitig engagierten "Daily Cool" und "Mad Night Rock Band" spielten die "Eis Boys" aus Wurzen.

"Mit dem Zuspruch seitens der Gäste und mit der Stimmung sind die mitwirkenden Vereinsmitglieder zufrieden" so Wolf. Für ein als Weinfest gefeiertes Ereignis floss gut Bier in Form von zum Beispiel drei großen und einem kleinen Fass. Der Weinverkauf mehrerer Anbieter kam trotzdem nicht zu kurz. Als Geste der Städtepartnerschaft hatte es der Gewerbeverein übernommen, jene Weinflaschen anzubieten, die vor 14 Tagen zum ursprünglichen Weinfesttermin Gäste aus der ungarischen Partnerstadt Halasztelek verkaufen wollten. Knapp 50 Flaschen fanden ihre Abnehmer, wobei der Erlös an die ursprünglichen Verkäufer beziehungsweise Erzeuger fließt. Der Leisniger Verein hatte in deren Namen den Verkauf übernommen. "Das war uns wichtig", sagte Wolf, "die Gäste aus Halasztelek hatten sich auch auf unser Weinfest gefreut und vorbereitet, konnten aber zwei Wochen später nicht schon wieder von so weit her anreisen."

Seine Feuertaufe im Platzregen hatte der große Wetterschutzschirm zu absolvieren, der den Leisniger Markt zum Weinfest überspannte. "Als ausdrücklicher Regenschutz ist der Schirm nicht deklariert, aber als Wetterschutz, der die schlimmsten Witterungseinflüsse fern hält, hat er sich bewährt. Man sitzt darunter gemütlich", so der Vereinsvorsitzende weiter. Es habe jedenfalls niemand mit aufgespanntem Regenschirm auf dem Markt gesessen.